Alpenüberquerung by fair means – Teil 3 von Bergün zum Lago di Como

Treffpunkt ist Bergün (1364m) an der Albulalinie der Rhätischen Bahn. Falls euer Guide gerade Teil 2 Zentral der Alpenüberquerung geführt hat und somit schon vor Ort ist, verabreden wir uns zum gemeinsamen Mittagessen. Ansonsten treffen wir bereits frisch gestärkt um Punkt 12:30 Uhr am Dorfbrunnen. Nach einem ersten Kennenlernen und Lagebesprechung decken wir uns im Dorfladen mit der Verpflegung für die kommenden 24 Stunden ein. Dann beginnt der Aufstieg durch schönen Lärchenwald. Über die einsame Alp Uglix geht es zur Chamona d’Ela (2253m), eine der wenigen Selbstversorgerhütten der Nordalpen, gelegen in spektakulärem Ambiente unter dem Piz Ela. Mit eurer Mithilfe kocht euer Guide, Getränke sind vor Ort verfügbar.

Am heutigen Tag beeindruckt die archaische Gebirgslandschaft mit Felsformationen und einem Farbenspiel diverser Gesteine. Ein erster Aufstieg ab der Hütte bringt uns zum Pass d’Ela (2723m) zwischen den mächtigen Dolomitgipfeln von Piz Ela und Corn da Tinizong. Weiter queren wir das Val d’Err und erreichen durch abwechslungsreiche Topografie die weiten Almflächen der Alp Flix. Hier verwöhnt uns das Berghaus Piz Platta (1975m) – klein aber oho – mit gehobener Küche aus lokalen Produkten.

Über den Kanonensattel (2247m) und durch wildromantischen Bergwald erreichen wir Bivio (1770m), ein Dorf an der Gabelung zwischen Julier- und Septimberpass, die bereits zu Zeiten der Römer Bedeutung hatten. Auf der anderen Seite der Julierpassstraße geht es wieder hinauf und zum Stallerberg (2579m). Wenn wir von hier aus noch ein Stück weiter aufsteigen, erhaschen wir einen Blick auf die vergletscherten Gipfel der Berninagruppe inklusive Piz Bernina (4048m). Dann geht es hinunter nach Juf (2125m), höchste ganzjährig bewohnte Siedlung der Alpen. Hier sind wir in der Pension Edelweiss untergebracht.

Bei guten Verhältnissen erwartet uns eine Königsetappe der Tour, die aber falls nötig auch durch eine kürzere Variante mit Fahrt im Linienbus ersetzt werden kann. Durch das Hochtal Bergalga führt unsere Route in die abgelegene Hochgebirgswildnis beim gleichnamigen Pass (2792m), die wir über den Pass da la Duana (2697m) in Richtung Bergell (Val Bregaglia) wieder verlassen. Auf schmalen Pfaden steigen wir zahlreiche Höhenmeter ab und kommen dabei an mehreren Geländestufen mit alten Almhütten vorbei. Vor uns thronen mit Piz Badile & Co atemberaubend die Felsberge des Bergell. Untergebracht sind wir in Soglio (1089m) in der von Felix und Vreni liebevoll geführten Pension in einem historischen Haus.

Man spürt es, irgendwie sind wir in einer anderen Welt angekommen – auf der heutigen Etappe erwarten uns ganz neue Eindrücke. Bald überqueren wir die Grenze nach Italien und wandern auf dem „Sentiero Panoramico“ durch die Kulturlandschaft der Südalpen, auf alten Saumpfaden im Auf und Ab durch Kastanienwald und vorbei an Almhütten aus Holz und Stein. In Savogno (930m), das sich malerisch an den Berghang schmiegt, besteht die Möglichkeit zur Einkehr. Hier haben wir das Tagesziel Chiavenna (333m) im Talgrund bereits im Blick, das uns mit seinem herrlich südländischen Flair und entsprechender Kulinarik erwartet.

Nach einer kurzen Busfahrt ein paar Kilometer stadtauswärts (für Ehrgeizige auch zu Fuß) tauchen wir bei Gordona (283m) wieder in den Wald ein und steigen auf zur mysteriösen Ruine das Torre di Signame (543m). Er thront luftig über dem breiten U-Tal der Mera, gegenüber ragen die zerklüfteten Zacken des Bergell tausende Meter in die Höhe. Weiter geht es vorbei an schmucken Ortschaften und schließlich der Mera entlang zum Lago di Mezzola (199m) mit wildem Sandstrand. Unser Weiterweg umgeht das westseitg fast senkrechte Ufer oben herum, bis wir schließlich unser Ziel am Laghetto di Dascio erreicht haben.

Heute sind es nur noch ein paar Wanderkilometer bis zur Wallfahrtskirche San Miro (314m) oberhalb des Lago di Como. Sie beherbergt die sterblichen Überreste des heiligen Miro, einem Pilger aus dem Franziskanerorden. Ein guter Ort, um mit Blick auf den nahen See andächtig zu werden und unsere Alpenüberquerung Revue passieren zu lassen. Das Ziel unserer Pilger-Expedition erreicht zu haben, ist ein unbeschreibliches Gefühl! Nach einem Abstecher zum Strand (199m) treten wir am späten Vormittag in Gera Lario die Heimreise an. Rückkehr nach Bergün gegen 16 Uhr. Nach Bedarf planen wir gerne auch andere Verbindungen für euch, mit dem ICE ab Zürich erreicht ihr noch am gleichen Tag verschiedene Städte im Süden und der Mitte Deutschlands.